15. Januar 20258 min Lesezeit • Artikel
Von: Dr. Lars Hewel

Werden Maschinen uns ersetzen?

Über Technologie, Arbeitswelt und unsere Verantwortung

Die Sorge, dass technologische Fortschritte menschliche Arbeit überflüssig machen könnten, begleitet uns spätestens seit der Industrialisierung. Angesichts der rapiden Entwicklung im Bereich KI scheint diese Frage akuter denn je. Eine aktuelle Studie gibt jedoch einen positiven Ausblick.

In der Studie "Technology and jobs: A systematic literature review" werden Forschungsergebnisse über die Wirkung technologischen Wandels auf die Beschäftigung in den letzten vier Jahrzehnten zusammengefasst. Das Ergebnis: Obwohl Technologie Arbeitsplätze verdrängen kann, schafft sie gleichzeitig neue – oft sogar mehr, als sie ersetzt.

So weit so gut. Aber der Übergang von der Gegenwart in die Zukunft vollzieht sich nicht bruchlos. Hinter der positiven allgemeinen Botschaft verbergen sich individuelle Erwerbsbiografien und persönliche Schicksale. Wer in der Logistik, im Kundensupport oder der Personaldienstleistung seinen Job verliert, dem hilft es nicht unmittelbar, wenn parallel Jobs im Bereich Daten und KI entstehen. Und der erhöhte Bedarf nach den gefragten Qualifikationen der Zukunft bedeutet noch lange nicht, dass dieser auch gedeckt werden kann. Der Weg zu positiven Gesamtergebnissen ist gepflastert mit tiefgreifenden Herausforderungen für eine Vielzahl von Menschen und kann im schlimmsten Fall zu gesellschaftlichen Verwerfungen führen.

Was bedeutet das für uns?

Die Politik muss die Rahmenbedingungen setzen und steht vor der Herkulesaufgabe, in Infrastruktur, Bildung und Forschung (und Sicherheit) zu investieren und zu deregulieren, um nicht völlig den Anschluss an die USA und China zu verlieren. Man muss kein Fan von Musk und Milei sein – und weiß Gott nicht von Dieter Bohlen; aber man kann durchaus hinterfragen, wie wir uns in Sachen Staatsausgaben und Regulierung positionieren wollen.

Doch der Verweis auf die Politik allein greift zu kurz. Jedes einzelne Unternehmen steht vor der Herausforderung, die anstehenden Veränderungen aktiv anzugehen. Bisher gibt es jedoch zu wenig Fortschritte bei der systematischen Exploration von KI. Um es zugespitzt auszudrücken: Unternehmensführungen, die dem Thema ausweichen, vergehen sich gegen ihre Verantwortung gegenüber Unternehmen und ihren Mitarbeitern.

Das heißt nicht, dass der Einzelne in diesem Kontext nur Objektcharakter hätte. Man kann nur jedem Einzelnen dringend empfehlen, aktiv in seine "Employability" zu investieren – und für die meisten von uns bedeutet das heute: sich mit KI auseinanderzusetzen, sie zu nutzen – und ihre Auswirkungen auf die eigene Karriere zu verstehen; und: im Zweifel Unternehmen den Rücken zu kehren, wenn diese nicht aktiv in die Begleitung ihrer Mitarbeiter auf diesem Weg investieren.

Und wenn sich alle – Politik, Unternehmen, Arbeitnehmer – bemüht haben, ihre Hausaufgaben zu machen, wird es immer noch Menschen geben, die mit dem Wandel überfordert sind oder die in der neuen Arbeitswelt nicht aus eigener Kraft bestehen können. Für diese Menschen wünsche ich mir, dass wir – aller Herausforderungen zum Trotz – die soziale Qualität unserer gesellschaftlichen Ordnung nicht verlieren, die Deutschland und Europa in der Vergangenheit ausgemacht hat.

Diese Herausforderung rüttelt aus meiner Sicht am Fortbestand unserer politischen und gesellschaftlichen Ordnung. Sie ist zu groß und zu dringend, als dass wir uns leisten könnten, mit dem Finger aufeinander zu zeigen.

Vielen Dank an Sindre Wimberger und Benjamin Visser für die Inspiration; anbei die Studie sowie weitere interessantes Material zum Thema.

Fazit: Verantwortung auf allen Ebenen

Technologischer Wandel, insbesondere durch KI, schafft mehr Chancen als Risiken, erfordert aber aktive Gestaltung durch Politik, Unternehmen und jeden Einzelnen. Während die Gesamtbilanz positiv sein kann, müssen die Übergänge sozialverträglich gestaltet und Investitionen in Bildung und Anpassungsfähigkeit priorisiert werden, um gesellschaftliche Verwerfungen zu vermeiden.

Gemeinsam die Zukunft gestalten

Bei Umynd arbeiten wir daran, den Übergang in eine KI-gestützte Arbeitswelt für alle Beteiligten positiv zu gestalten. Wir unterstützen Unternehmen bei der Implementierung von KI-Lösungen und Arbeitnehmer bei der Entwicklung zukunftssicherer Karrierewege.