Management Summary
Die mittelständische Industrie – vom Maschinenbau über die Fahrzeugzulieferer bis zur Chemie – steht in den kommenden Jahren vor einer doppelten Transformation: digital und nachhaltig. Gleichzeitig trifft der demografische Wandel die Industrie in besonderem Maße, da hier viele der Babyboomer-Beschäftigten arbeiten, die bis 2033 in Rente gehen. Es droht ein erheblicher Verlust an Erfahrungswissen und Facharbeitern. Schon jetzt fehlen zehntausende qualifizierte Industriemechaniker, Elektroniker und Mechatroniker. Die MINT-Lücke (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) betrifft die Industrie ebenfalls: In technischen Berufen konnten 2022/23 rund 137.000 Stellen nicht besetzt werden. Ohne Gegenmaßnahmen könnte das Wachstum der Industrie durch Personalmangel ausgebremst werden. Gleichzeitig erfordert die Industrie 4.0 neue Kompetenzen: Datenanalyse, Steuerung automatisierter Anlagen, Programmierung von Robotern – oft Gebiete, in denen zusätzliche Weiterbildungen nötig sind. Viele Industrie-Mittelständler sitzen zudem in ländlichen Regionen (Süddeutschland, NRW, Niedersachsen etc.) und müssen Fachkräfte dort halten oder hinlocken. Der Ausblick bis 2033 ist herausfordernd, aber mit einer Kombination aus Ausbildungsoffensive, Automatisierung und Attraktivitätssteigerung kann der Mittelstand seine starke Position behaupten.
Branchenspezifische Trends und Daten
Im gesamten MINT-Bereich (alle Branchen) betrug die Lücke laut IW Köln im Herbst 2022 rund 326.000 Fachkräfte. Ein guter Teil davon entfällt auf industrielle Berufe.
Meister & Techniker
Industriemechaniker
Elektroniker
Eine IW-Studie ergab, dass bis 2036 etwa 16,5 Millionen Babyboomer neu in Rente gehen, viele davon aus Industrie und Handwerk.
In manchen Regionen (z.B. im Werkzeugmaschinenbau in Baden-Württemberg) wird in 5–10 Jahren ein Drittel der Belegschaft altersbedingt ausscheiden.
Der industrielle Mittelstand investiert stark in Industrie 4.0. Über 50% der Industrie-KMU haben bereits Digitalisierungsprojekte umgesetzt (Maschinenvernetzung, Sensorik, ERP-Updates).
Neue Qualifikationsanforderungen:
- Instandhalter: Tablets und Diagnosesoftware
- Produktionsplaner: Digitaler Zwilling
- IT-affine Facharbeiter in allen Bereichen
Klimaneutralität bis 2045 ist das Ziel in Deutschland. Für die Industrie heißt das: neue Verfahren (z.B. Wasserstoff statt Kohle in der Stahlindustrie, Kreislaufwirtschaft in der Chemie).
Neue Jobprofile:
- Energiemanager
- Recycling-Experten
- Nachhaltigkeitsmanager
Lieferkettenprobleme führen zu Überlegungen, Produktion zurück nach Deutschland zu holen.
Anhaltende Verlagerung ins Ausland bei Fachkräftemangel.
Politik und Wirtschaft arbeiten daran, Bedingungen zu schaffen, dass Produktionen in Deutschland bleiben können – was nur gelingt, wenn ausreichend qualifizierte Mitarbeiter verfügbar sind.
Spezifische Herausforderungen für den industriellen Mittelstand
Ausbildung sichern und modernisieren
Die duale Ausbildung in technischen Berufen ist die Lebensader des industriellen Mittelstands. Doch Betriebe haben Probleme, ihre Lehrstellen zu füllen – oft, weil das Image von Produktionsarbeit bei Jugendlichen nicht mehr attraktiv wirkt (Schichtarbeit, "schmutzige" Arbeit).
Lösungsansätze:
- Höhere Ausbildungsvergütungen und Übernahmegarantien
- High-Tech-Azubi-Projekte (3D-Druck, Robotik)
- Kooperationen mit Schulen, Praktika ab 9. Klasse
- Modernisierung der Ausbildungsinhalte (Digitalisierung)
Wissenstransfer und Nachfolge intern
Wenn ein erfahrener Schichtführer geht, ist sein Ersatz nicht automatisch vorhanden. Viele Mittelständler befördern dann den "Besten Mann" aus der Schicht nach oben. Doch der braucht eventuell Führungstraining.
Lösungsansätze:
- Nachfolgeplanung auf allen Ebenen – nicht nur Chefetage
- Erfahrene Mitarbeiter gezielt an Nachwuchskräfte koppeln
- Zeitbudget für Einarbeitung und Wissenstransfer einplanen
- Für kritische Positionen rechtzeitig extern rekrutieren
Attraktivität trotz Schichtbetrieb
Industrie heißt oft Schichtarbeit. Junge Leute scheuen Nachtschichten und Wochenendarbeit. Betriebe experimentieren daher mit Schichtsystemen, die verträglicher sind.
Lösungsansätze:
- Flexible Schichtsysteme (z.B. nur 2-Schicht, flexible Wechsel)
- Lohnzuschläge und Freizeit-Ausgleich (extra Urlaubstage)
- Mehr Automatisierung in der Nachtschicht
- Präventive Gesundheitsmaßnahmen für Schichtarbeiter
Frauen in der Industrie
Der Frauenanteil in technischen Berufen ist immer noch niedrig (je nach Beruf 5–15 %). Hier liegt ein ungenutztes Potenzial.
Lösungsansätze:
- Mädchen-Technik-Tage und Schnupperpraktika
- Mentorinnen und weibliche Role Models
- Flexible Arbeitszeiten nach der Elternzeit
- Teilzeit-Führungspositionen in der Produktion
Umgang mit Tarifbindung und Konkurrenz
Viele industrielle Mittelständler sind tarifgebunden (z.B. Metall- und Elektroindustrie Tarif). Das bedeutet attraktive Löhne, kann aber für kleinere Firmen auch zur Kostenlast werden.
Lösungsansätze:
- Attraktive Gesamtpakete jenseits des Gehalts anbieten
- Modelle wie das 'Transformationsgeld' nutzen
- Tarifliche Öffnungsmöglichkeiten nutzen (Flexibilität)
- Wahl zwischen mehr Freizeit oder mehr Geld ermöglichen
Fazit und Ausblick
Weichenstellung für die Zukunft
Der Ausblick bis 2033 ist herausfordernd, aber mit einer Kombination aus Ausbildungsoffensive, Automatisierung und Attraktivitätssteigerung kann der industrielle Mittelstand seine starke Position behaupten.
Nur wer heute die richtigen Weichen stellt, wird in Zukunft über ausreichend Fachkräfte verfügen.
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